Johannes Börger und Freunde von Uyjalo Nepal sind wieder im Erdbebengebiet unterwegs. Ihnen zeigt sich ein Bilde der Ernüchterung.
Norbert Grobbel schildert im Frühjahr 2016 in seinem kurzen Besuchsbericht die zunehmend schwierige Lebenssituation der Menschen in den Erdbebengebieten und erklärt, wie Lichtblick Nepal e.V. und Ujyalo Nepal helfen und weiter helfen möchten.
Das Bild hat sich drastisch geändert. An der großen Kreuzung
in Kalanki, einem besseren Stadtteil Kathmandus westlich des Zentrums gelegen, stranden tagtäglich Busse und Autos aus dem Süden des Landes. Üblicherweise bringen Menschen in den völlig
überladenden Bussen Lebensmittel, Stoffe, Bekleidung und andere Waren aus dem Terai ist die Hauptstadt des Landes, um sie dort zu verkaufen oder an Familien und Freunde weiterzugeben. Heute stehen dort, am Straßenrand, völlig demolierte Busse und Kleintransporter. Ihre Frontscheiben fehlen und wurden provisorisch durch Plastikfolien und Klebebändern geflickt. Viele Busse fahren ganz ohne. Viele
Seitenscheiben sind eingeschlagen, die Busse erheblich demoliert. Auf, in und neben den Bussen liegen schmierige Fässer, Kanister oder irgendwelche andere Behältnisse, gefüllt mit Diesel, mit Petroleum und, und, und. Teilweise werden rund 1000 Liter verschiedenster
Brennstoffe in einem Bus transportiert werden, ohne jegliche Sicherheitsvorkehrung und Kontrolle. Hochriskant! Die Menschen wirken verzweifelt, sie haben bei ihrer Anreise aus dem Terai eine Tortur mitgemacht, teilweise lebensbedrohliche Situation überstehen müssen. Von militant demonstrierenden Madhesi wurden ihre Busse dort während der Fahrt mit Steinen beworfen, manchen Busse wurden gestoppt und die Insassen bedroht: Es soll möglichst kein Treibstoff nach Kathmandu gelangen, um der politischen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Trotzdem reisen viele und nehmen die Risiken auf sich, um ihre Brennstoffe gewinnbringend verkaufen zu können. Der Schwarzmarkt blüht – nur er scheint zu funktionieren. Und die Opfer der Erdbeben in den Bergen ? „It`s outside, it`s outside!!“, winkt ein Taxifahrer genervt ab.
Auf der Suche nach weiteren Ideen und Möglichkeiten,
erdbebensichere und kostgünstige Häuser in den Erdbebengebieten zu bauen, wurden wir auf einen Initiative des Vereins „KAULE e.V.
Gesellschaft für sozial nachhaltige Agrar-Projekte“ aufmerksam. Ein Projekt des Vereins befindet sich beispielsweise in der Ortschaft Kaule, rund 25 Kilometer nordwestlich von Kathmandu gelegen (mehr Infos hier). Aber mehr noch: Nach den schweren Erdbeben führte der Verein mit ortsansässigen Bewohnern Seminare durch, in denen der
Bau sogenannter Erdsackhäuser geschult und musterhaft errichtet wurden. Dieses Projekt suchten wir auf und ließen uns
vom Ergebnis überzeugen. Voller Stolz präsentierte uns der Besitzer Damai Tamang sein neues Zuhause.
Die Bauweise – entwickelt durch Dr. Owen Geiger – ist denkbar einfach: Kunststoffsäcke werden mit Erdreich gefüllt und sorgfältig aufeinander geschichtet und verdichtet. Zwischen den Lagen wird Stacheldraht eingearbeitet, dünne Stahlstreben wirken an den neuralgischen Punkten wie Fenster und Türen, stabilisierend. Abschließend wird von außen eine entsprechende Erdschicht als „Putz“ aufgetragen, das schützt u.a. die Säcke vor der dauerhaften Sonneneinwirkung. Die Vorteile dieser Häuser liegen auf der Hand: Sie sind erdbebensicher, die Konstruktion ist leicht zu erlernen, es werden überwiegend ortsübliche Rohstoffe verwendet, die (dicken) Wände sorgen im Inneren ganzjährig für ein angenehmes Wohlfühlklima. Dazu sind die Kosten verhältnismäßig gering. Einzige, aber ganz wesentliche Bedingung: Zum Errichten bedarf es vieler fleißiger Hände !! Ein tolles Projekt des Vereins KAULE e.V. ! Vielleicht ist das auch für uns in Zukunft eine weitere Option, um den Erdbebenopfern ein menschenwürdiges Zuhause geben zu können.
Es ist fast wie eine unwirkliche Szenerie: Diese Frau hat alles verloren, ihr Leben liegt in Trümmern. Es besteht keine Hoffnung, dass die Schäden, welche die Erdbeben an ihrem Hof
angerichtet haben, je wieder behoben werden können. Eine einfache Hütte aus Wellblechen, Holzbalken und Planen bietet ihre zunächst etwas Schutz. Es ist eine Notbehausung, jedoch keine
menschenwürdige Unterkunft oder gar ein "neues Zuhause".
Unsere Helfer gewinnen den Eindruck, als sei sie verführt, ihr zerstörtes Haus irgendwie wieder notdürftig herzurichten und dorthin zurückzukehren. Das nächste Erdbeben würden sie dann
vermutlich jedoch nicht überleben. Und dann: Als sie unseren Fotoapparat sieht, lächelt sie glücklich wirkend in die Kamera. So möchte sie gesehen werden - nicht bettelnd, nicht
mitleiderregend.
Herbst `15: Mit viel Aufwand und Geschick hat unser Helfer Amrit den Prototyp eines
Hauses konstruiert und errichtet, welches wir gern in Zukunft gemeinsam mit den Erdbebenopfern errichten möchten. Es besteht aus einem Metallgerüst im Inneren, das die
erforderliche Erdbebensicherheit gewährleistet. Die Wände bestehen aus wasserdichten und feuerfesten Platten. Zum Dachbau dienen Wellblechplatten. Gerade beschäftigen wir uns mit der
Frage, wie wir die Häuser isolieren können. Schließlich soll das Gebäude so konzipiert werden, dass es als "Bausteinkasten" leicht in die Krisengebiete transportiert werden kann.
(ms)
... und wer keine Lust hat, der wird gezwungen
J !! © jb (Bilder)
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© Bilder jb
Frühj `15: Sein kompletter Name: Portable Aqua Unit for Livesaving, die tragbare Wasser-aufbereitungsanlage. Umgangssprachlich auch "Wasserrucksack" genannt. Dieses an der Uni Kassel entwickelte System bewährt sich bei Naturkatastrophen, wenn schnelle Hilfe gefordert ist, um die Menschen vor Durchfallerkrankungen und anderen Infektionen zu schützen. Seine Vorteile: einfache Bedienung, sogar mit Piktogrammen für Analphabeten. Zu transportieren ist PAUL leicht in einem einzigen großen Koffer. Das System arbeitet zudem völlig ohne zusätzliche Energie und ohne den Einsatz von Chemikalien!! Zum Filtern werden Membrane eingesetzt. Seine Leistungen: PAUL kann ca. 1200 Liter Wasser am Tag filtern. Damit können rund 400 Menschen mit Trinkwasser versorgt, Nahrung für Babys hergestellt oder für eine bessere Hygiene gesorgt werden. Der Preis: ca. 1.200 bis 1.500 € pro Anlage. Hier gibt es weitere Infos...
Früj. `15: Vielen Betroffenen bleibt kaum Zeit, sich um die Wiederherstellung ihrer Häuser zu kümmern. Der Monsun
steht vor der Tür, das Land muss bestellt werden. Der Reisanbau ist für die meisten existentiell. (ms)
Diese kleine Küche in Sanothimi ist ein Geheimtipp. Unser Team genießt sichtlich die verdiente Stärkung am Wegesrand. Das Geheimnis ist ein uraltes Rezept: Rapsöl, Eier, Linsen.
Eine köstliche Kalorienbombe !!